Immer wieder werde ich belächelt oder traue mich nicht meinen Nachhaltigen-Lifestyle preiszugeben. Warum? Sollte das Thema „nachhaltig leben“ nicht inzwischen allen bekannt sein?
Ich glaube, dass jeder von uns, auch ich, in einer Art Blase lebt. Jeder hat ein etwas anderes Wissen. Daher sind viele Gründe für einen Nachhaltigen Lifestyle nicht allen bekannt.
Das der Müllberg in Deutschland von uns verursacht wird ist bekannt.
In jeder größeren Zeitung, auf wahrscheinlich jedem Fernsehsender, im Kino und in Magazinen stößt man immer wieder auf das Thema Umweltschutz. Auf die Plastikmengen im Meer. Auf vermüllte Strände usw.
Müll- und Plastikberge: Jeder weiß darum.
Trotzdem sehe ich täglich Menschen Plastiktüten herumtragen. In Kunststoff verpackte Lebensmittel einkaufen. Müll auf die Straße werfen.
Wenn bei dir jetzt gerade die Träume von der guten alten Zeit wie Seifenblasen vor deinem inneren Auge zerplatzen, dann weißt du genau, wie ich mich in Momenten fühle in denen ich das sehe.
Sollte ich überhaupt auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen? Begebe ich mich damit nicht in Teufels Küche?
Und wenn ich dann endlich doch mal den Mut gefasst hab und mir in Gedanken ein Argument vorformuliert habe: Wie fange ich so ein Gespräch überhaupt an?
Wie kannst du mit Menschen über Umweltthemen diskutieren, ohne noch mehr Abwehr und Rückzug herauszufordern?
Nachhaltig leben – ein Bewusstsein für das Problem schaffen
Manchmal ist es auch einfach so, dass den Menschen das Problem Klimawandel und ihre Einflussmöglichkeit durch ihren Konsum gar nicht bewusst ist. Ein guter Aufhänger, um ein Gespräch zu beginnen wäre zum Beispiel ein Vergleich mit dem jeder etwas anfangen kann. So etwas wie: „Wusstest du, dass zur Herstellung von 1kg Rindfleisch genauso viel Wasser gebraucht wird, dass du dafür 1 Jahr lang täglich Duschen könntest?“
Mit bildlichen Beispielen, können wir auf eine unkomplizierte Art und Weise, Wissen weitergeben und für ein Problem sensibilisieren. Die meisten Menschen lieben Geschichten und Fakten. Sie fühlen sich emotional angesprochen.
Gleich im Anschluss an unsere Geschichte können wir ein Beispiel machen, dass dann auf eine mögliche Lösung aufmerksam macht. Zum Beispiel auf Lebensmittel die einen geringeren Wasserverbrauch haben & die man statt Rindfleisch essen könnte. Wie wäre es mit Ofengemüse? Oder einer Gemüsepfanne?
Nachhaltig leben – Andere damit inspirieren nicht missionieren. Lieber Vorbild sein, Wissen austauschen und Möglichkeiten für umweltschützendes Handeln schaffen.
Wie ihr mit Gerüchten und Halbwahrheiten umgehen könnt?
Mir geht es regelmäßig so, dass ich unsicher bin. Ist das jetzt ein Gerücht, eine Meinung oder ist das wirklich etwas dran? FakeNews werden oft genutzt um sich eine eigene Wahrheit und Gegenargumente zu legen.
Sobald Diskussionen über Nachhaltigkeit auftauchen, gibt es die irrwitzigsten Gerüchte. Erst vor kurzem habe ich gehört, dass es egal sei ob man Bio kauft oder nicht. Den Siegeln könne man sowieso nicht trauen.
Wenn euch jemand so ein Argument an den Kopf wirft, könnt ihr ruhig offen nach der Quelle der Information fragen.
Lasst euch von solchen Aussagen nicht aus der Fassung bringen! Ich versuche in solchen Momenten sachlich zu bleiben. Auf die anderen zu gehen und glaubhaft meine Sicht der Dinge zu erzählen. Ehrlich sein, Gerüchte widerlegen und auch eigene Informationen immer mal wieder kritisch hinterfragen. Das hilft eine Diskussion nicht ausufern zu lassen.
Nachhaltig leben – deinen Alltag vereinfachen und gleichzeitig die Umwelt schützen
Niemand möchte hören, dass er etwas falsch gemacht hat. Darauf reagieren wir abwehrend und verteidigend.
In einer Umfrage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) wurde herausgefunden, dass 84% der Menschen überzeugt sind, dass sie durch das eigene Konsumverhalten wesentlich zum Umweltschutz beitragen könnten. Aber nur 61% derselben Menschen waren bereit etwas zu ändern, unter der Bedingung, dass sich ihr Lebensstandard nicht verändert.
Konkret heißt das, dass ihr Vereinfachungen vorschlagen könnt. Statt Rindfleisch aufwendig zu grillen, könnten zum Beispiel Gemüsespieße auf den Grill gelegt werden. Oder Grillkäse und Tofu.
Nachhaltig leben – schaffe Verbindlichkeit durch Gemeinsames
Beim Thema Nachhaltigkeit ist es ein bisschen so wie beim Thema Abnehmen und Sport machen. Viele Menschen nehmen sich Anfang des Jahres vor, häufiger ins Fitness Center zu gehen oder draußen zu joggen. Wollen Abnehmen, auf Zucker und Alkohol verzichten und was noch alles. Wenn ihr dann alleine auf eurer Couch nach einem vollen Arbeitstag sitzt, dann ist der gute Vorsatz schnell auf morgen oder übermorgen verschoben. Und dann bald ganz verdrängt. Genauso ist es mit der Nachhaltigkeit.
Meine Erfahrung: Am besten ist es, wenn ihr eine gemeinsame Aktion startet und ein gemeinsames Ziel vor Augen habt. Gemeinsame Vorhaben bringen Verbindlichkeiten und Motivation hervor.
Ich werde zum Beispiel während der Fastenzeit gemeinsam mit anderen versuchen so wenig Müll zu produzieren wie möglich. 7 Wochen ohne Müll ist unser Motto.
Diese 7 Wochen sind ein konkreter Zeitraum mit einem genauen Ziel. Wir unterstützen uns gegenseitig. Treffen uns vorher um Tipps und Wissen auszutauschen und werden uns auch innerhalb der 7 Wochen gegenseitig unterstützen.
Anstatt Müll zu fasten, könnt ihr auch andere Dinge gemeinsam anpacken. Wie wäre es mit einer Kleidertauschparty, 7 Wochen vegan ernähren, 7 Wochen keine Kleidung zu kaufen, in 7 Wochen 7 Bücher lesen oder auf anderen Konsum zu verzichten?
Nachhaltig leben und mit gutem Vorbild vorangehen
Mit dem nachhaltigen Leben ist es so wie mit der Gesundheit. Die Auswirkungen von einem guten oder schlechten Lebensstil sind nicht sofort sichtbar. Das macht es nicht einfacher andere davon zu überzeugen.
Was wir aber stattdessen tun können, ist unsere Erfolge sichtbar zu machen und vorzuleben.
Zum Beispiel, wenn ihr eigentlich aus Umweltschutzgründen jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahrt und dann aber auch erzählen kannst wie fit ihr seid und wie selten ihr in letzter Zeit krank wart. Das inspiriert.
Es gibt viele Beispiele, wie ihr mit gutem Vorbild vorangehen könnt und andere durch das Sichtbarmachen eurer „Erfolge“ motiviert. Denkt dabei nicht nur an Nachhaltigkeit und Umweltschutz, sondern auch eure Gesundheit, Stress, Geld sparen, Zeit und sprecht lieber über diese Aspekte. Gesund leben, Sparen und Stress vermeiden will ja schließlich jeder.
Tue Gutes und rede darüber!
Tretet nicht missionarisch auf. Zeigt lieber Alternativen auf und was ihr damit alles positiv beeinflussen könnt.
Versucht Trotz und Abwehrreaktionen eures Gegenübers zu vermeiden. Und denkt über euren nächsten Satz nach, bevor ihr ihn aussprecht.
Nachhaltig leben, Bewusstsein und Achtsamkeit sind Verbündete
Nachhaltig leben, ist ein Lebensstil mit vielen verschiedenen Facetten. Der Lebensstil ist nicht eindeutig definiert. Das ist einerseits gut, weil ihr euch euren eigenen nachhaltigen Lifestyle erschaffen könnt – auf jeden Fall ein Stück weit. Aber gleichzeitig bietet dieser Lifestyle eine große Angriffsfläche für alle die euch schaden wollen.
Lasst euch nicht entmutigen!
Ein nachhaltiger Lifestyle ist eigentlich in erster Linie eine bewusste Entscheidung euer Handeln und die Auswirkungen davon zu hinterfragen und ganz bewusst und achtsam euch euren Lifestyle aufzubauen.
Das Wichtigste dabei ist: Auf keinen Fall perfekt zu sein. Das Wichtigste ist, dass ihr glücklich seid.
Nachhaltig leben – Erinnere dich immer wieder daran
Schafft euch kleine Erinnerungshilfen und Inspirationsquellen, die euch immer wieder an eure Nachhaltigkeits-Ziele erinnern und euch helfen in kleinen Schritten euren Alltag in Nachhaltigkeit zu verwandeln.
Neben meinem Drucker liegt ein Stapel mit Schmierpapier. An meiner Wohnungstür hängt ein Schild „Heizung und Licht aus?“.
Kleine Gewohnheitsveränderungen und nette Hinweisschilder helfen mir, mich selbst immer wieder daran zu erinnern. Wenn ihr das auch so macht, werdet ihr merken, dass sich euer Verhalten nicht sofort ändert. Aber ihr werdet auch merken, dass ihr immer wieder dran erinnert werdet. Eure Gewohnheiten werden sich Schritt für Schritt in Richtung Nachhaltigkeit bewegen.
Am wirksamsten sind diese „Hinweise“, wenn:
- sie zeitlich und räumlich nahe am Verhalten liegen.
- das Verhalten leicht auszuführen ist.
- der Hinweis eindeutig definiert ist.
- die Nachricht nett und respektvoll formuliert ist.
- der Hinweis das konkrete Verhalten anspricht. Also „Bitte das Licht ausschalten“ statt „Bitte lass nicht das Licht an“
Nachhaltig leben? Und jetzt?
Zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die sich für Umweltschutz und Klimawandel interessieren.
Aber es gibt mindestens genauso viele Menschen, die sich nicht für ein nachhaltiges Leben interessieren. Sie haben vielleicht wichtigere Dinge zu tun. Oder kennen eventuell keine umweltfreundlichen Alternativen für ihr Handeln. Oder denken, dass es nichts bringt, das eigene Verhalten zu ändern.
Wenn ihr auf solche Menschen trefft, kann es ganz schön schwer sein, Nachhaltigkeit anzusprechen und noch schwerer eine Veränderung im Verhalten anderer Menschen anzustoßen.
Um eine individuelle und sogar gesellschaftliche Verhaltensänderung zu erreichen, ist es wichtig Bewusstsein für das Problem zu schaffen und Wissen zu teilen. Viele sind bereit, sich auf etwas Neues einzulassen, wenn es ihren Alltag vereinfacht, einen Vorteil bringt oder wenigstens den aktuellen Lebensstandard weiterhin ermöglicht.
Ein wirklich langfristiges Ergebnis könnt ihr erzielen, wenn ihr Verbindlichkeit durch konkrete Ziele (7 Wochen ohne Müll) und Gemeinsamkeiten schafft. Wichtig ist dabei aber immer auch die Fehler der anderen zuzulassen, statt zu verurteilen. Das gelingt euch am einfachsten, wenn ihr selbst auf euch achtet, glücklich seid und bewusst nachhaltig lebt.
Werde zum Vorbild indem du inspirierst!